Quelle: www.scinexx.de bzw. www.nature.com
Forscher warnen vor Anfälligkeit des Stromnetzes und anderen geografisch angepassten Netzen
Ohne Strom kein Rechnernetz - und oft auch umgekehrt: Wenn mehrere Netzwerke voneinander abhängig sind, steigt ihre Anfälligkeit. Besonders heikel wird es, wenn eines von ihnen nicht willkürlich
angeordnet ist, sondern geografischen Gegebenheiten angepasst wurde – wie etwa ein Stromnetz. Dann kann bereits ein einzelner defekter Knoten einen Totalausfall verursachen, wie Forscher im
Fachmagazin "Nature Physics" berichten.
Forscher beschäftigen sich daher intensiv damit, wie Netzwerke aufgebaut sein müssen, um möglichst gut gegen Ausfälle gewappnet zu sein. Im Idealfall funktionieren sie auch dann noch, wenn ein
Großteil ihrer Knotenpunkte lahmgelegt wurde.
Doch robuste Netzwerke zu entwickeln ist eine komplexe Angelegenheit. Schließlich lässt sich die Wirklichkeit weniger säuberlich berechnen als die mathematischen Grundmodelle. Und die Sache wird
noch verzwickter: Viele Netzwerke sind mit anderen Netzwerken in wechselseitiger Abhängigkeit verbunden. Das Stromnetz liefert beispielsweise den Saft für das Computernetzwerk, das wiederum
Elektrizitätswerke und Verteilerstationen kontrolliert.
Diese Konstellation hat eine überaus unangenehme Eigenschaft, wie der US-Physiker Sergey Buldyrev und seine Kollegen 2010 in einer Veröffentlichung in Nature darlegten: Beide Netze gemeinsam sind
deutlich anfälliger, als jedes der Netze allein es wäre. Hier genügt es, eine sehr kleine Zahl von Knotenpunkten lahmzulegen, um einen Totalausfall zu provozieren. Fällt ein Knoten in einem der
Netzwerke aus, reißt er Knotenpunkte im anderen Netzwerk mit ins Verderben. Das geht so lange hin und her, bis beide Netze lahmgelegt sind.
Doch es kommt noch schlimmer: Der israelische Physiker Shlomo Havlin zeigt nun gemeinsam mit Buldyrev und anderen Kollegen, dass Systeme aus zwei verknüpften Netzen noch fragiler werden, wenn
Knotenpunkte und Verbindungen innerhalb eines Netzwerkes nicht willkürlich verteilt sind, sondern einer räumlichen Anordnung folgen.
Im Falle zweier Netzwerke mit willkürlicher Verteilung lässt sich berechnen, wie viele voneinander abhängige Knotenpunkte mindestens ausfallen müssen, um eine verhängnisvolle Kettenreaktion
anzustoßen. Ist jedoch eines der Netzwerke räumlich eingebettet, so stellten die Forscher zu ihrer eigenen Überraschung fest, existiert ein solcher Mindestwert gar nicht. Schon der Ausfall eines
einzigen interdependenten Knotenpunktes kann das System unaufhaltsam ins Verderben stürzen.
„Wir müssen uns dringend fragen: Wie können wir unsere Netzwerke widerstandsfähiger machen?“
Kommentar
Damit werden leider einmal mehr die Hinweise untermauert. Vernetzung schafft Komplexität - sind wir wirklich darauf vorbereitet?
Kommentar schreiben