Energiewende ins Nichts

Quelle: Münchener Gesellschaft  zur Förderung der Wirtschaftswissenschaft – CESifo GmbH

 

Prof. Hans-Werner Sinn, Chef des münchner Ifo-Instituts, hat am 16.12.2013 den Vortrag "Energiewende ins Nichts" gehalten, wo er zahlreiche offene Fragestellungen bei der Energiewende thematisiert, die bisher kaum in der Öffentlichkeit angesprochen werden. 

Die Energiewende und der Einsatz von erneuerbaren Energien sind mittlerweile Top-Themen. Sie werden häufig sehr emotional debattiert. Dadurch wird eine sachliche, rationale Diskussion über die möglichen Vor- und Nachteile der einzuschlagenden Wege sowie über erforderliche Schritte erschwert. Politischer Aktionismus, die Vernachlässigung von langfristigen und ganzheitlichen Zielen sowie ein sehr kurzsichtiger Finanzmarkt führen zu gefährlichen Entwicklungen rund um unsere wichtigste und gleichzeitig kritischte Infrastruktur – der europäischen Stromversorgung, die Basis unseres Gemeinwohls.  

 

Wenn vielleicht auch nicht allen Argumenten von Prof. Sinn zugestimmt werden muss, zeigt er dennoch eine Reihe von wichtigen und schwerwiegenden Aspekten auf, warum die deutsche Energiewende in der derzeitigen Form wahrscheinlich in die Sackgasse führen wird. Gleichzeitig führt die derzeitige Vorgangsweise zu einer zunehmenden Gefährdung des gesamteuropäischen Stromversorgungssystems mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen und europäischen Dominoeffekten.

 

Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass eine Energiewende ohne eine begleitende massive Energiebedarfsreduktion auf absehbare Zeit völlig unrealistisch ist. Ein Aspekt, der derzeit nur sehr oberflächlich und halbherzig angesprochen und berücksichtigt wird.

 

Hier nun einige Aspekte seines Vortrags:

Atomkraftwerke

Derzeit befinden sich weltweit 378 Atomkraftwerke im Einsatz. 44 japanische Atomkraftwerke befinden sich in der Wartung. 64 werden gerade neu gebaut, 164 befinden sich in Planung und für weitere 308 gibt es Vorplanungen. (ca 19')

 

Aktuell wird in  Bayern der Strombedarf etwa zu 60% aus Atomkraftwerken gedeckt.

Energieverbrauchsstruktur Deutschland

Energieverbrauchsstruktur Deutschland 2012
Energieverbrauchsstruktur Deutschland 2012

84 Prozent des Gesamtenergiebedarfs basiert auf fosilen Brennstoffen. Rund 21 Prozent des Energiebedarfs wird durch Strom abgedeckt, davon wiederum stammen etwa 3% aus Wind- und Sonnenstrom. Die sogenannte Energiewende ist daher derzeit fast ausschließlich eine Stromwende - mit vernachlässigbaren Auswirkungen auf den CO2 Ausstoß. (ca. 25')

Volatilität

Windstromproduktion Deutschland 2011
Windstromproduktion Deutschland 2011

Wie die Abbildung zeigt, gab es 2011 eine installierte Leistung von rund 29 GW. Im Jahresdurchschnitt wurden jedoch nur rund 5 GW produziert. Davon wiederum war nicht einmal 1 GW permanent gesichert. Für eine derart hohe Volatilitä ist unsere Infrastruktur und unser Bedard nicht ausgerichtet. 

Speicherung

Um die Volatilität des Wind- und PV-Stroms zu glätten, sind Speichersysteme erforderlich.

 

Deutschland hat derzeit 35 Pumpspeicherkraftwerke. Unter günstigen Bedingungen müssten jedoch an die 440 Pumpspeicherkraftwerke zur Verfügung stehen (rund 100 Mrd Euro) um konstant 4 GW Leistung aus erneuerbaren Quellen gewährleisten zu können. (ab 37')

Derzeit liegt der Leistungsbedarf bei bis zu 80 GW (kalten Wintertagen).

 

Oder man benötigt 22 Millionen Elektroautos der Klasse BMW i3, um 4 GW gesichterte Leistung an erneuerbaren Strom durchgehend gewährleisten zu können. (ca. 52')

 

Für das Smart Grid - welche Leistungen damit bewältigt werden könnten - gibt es keine Zahlen.

 

Power to Gas: 1 kWh Methan aus Russland kostet 3,25 Cent, die selbe Menge Methan aus Windstrom erzeugt, kostet 24 Cent.

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