Reform der Energiewende: Teure Ingenieursromantik

Quelle: www.spiegel.de

 

Die [deutsche] Regierung reformiert die Ökostrom-Förderung, die Probleme löst sie nicht. Statt ökonomischer Vernunft herrscht typisch deutsche Technologieverliebtheit - wie einst beim Transrapid.

Die Gefahr ist jetzt groß, dass Deutschland wieder ein technologisches Großprojekt in den Sand setzt: die Energiewende.

Das Ziel ist bis heute richtig, allerdings wählten die Deutschen das falsche Mittel dafür. Anstatt die Wende so zu organisieren, dass die jeweils sauberste Technologie zum günstigsten Preis eingesetzt wird, entschied sich die Regierung für ein anderes Prinzip: In kürzester Zeit sollten so viele Wind- und Solarstromanlagen errichtet werden wie nur irgend möglich.

 

Die Probleme werden verschärft, weil die Bundesländer die Ökostromförderung als Einnahmequelle entdeckt haben. Inzwischen plant jeder Ministerpräsident seine eigene Energiewende, bei der es nicht darum geht, ein effizientes Stromnetz zu errichten, sondern darum, so viel Geld wie möglich in das eigene Bundesland zu lenken. Und anstatt das Klima zu schonen, bliesen die Kraftwerke hierzulande zuletzt mehr CO2 in die Luft, da der Betrieb von Kohlemeilern besonders gefördert wird.

 

Australische Regierungsmitglieder lästern heute über die "kopflose Jagd" der Deutschen nach Alternativstrom.

 

Um den CO2-Ausstoß zu senken, müsste konsequent der jeweils kostengünstigste Weg gefördert werden, was konkret hieße: weniger Geld für Offshore-Rotoren, mehr Geld fürs Energiesparen. Oder anders gesagt: mehr Pragmatismus, weniger Romantik.

 

Wenn das nicht geschieht, könnte es mit der Energiewende sogar ein schlimmeres Ende nehmen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Plötzlich Blackout! (Dienstag, 08 April 2014 16:21)

    Diese Analyse verstärkt einmal mehr das bisherige Bild. Im Unterschied zum Transrapid-Projekt bleibt der mögliche Schaden jedoch nicht begrenzt, sondern würde ganz Europa betreffen.

    Und einmal mehr scheint auch "Gier frisst Hirn" zu gelten.