Quelle: fm4.orf.at
An die tausend Funker waren bei der Blackout-Notfunkübung am 1. Mai im Einsatz. Bei den Stromversorgern wurde die Verhinderung eines solchen Ausfallszenarios trainiert.
Beim österreichweiten Notfunktest am Staatsfeiertag wurden die Erwartungen noch übertroffen, an die 1.000 Funkamateure nahmen mit eigenen Stationen teil. Trainiert wurde der Aufbau eines Ad-Hoc-Notfunknetzes nach einem landesweiten Stromausfall, um alle 95 Bezirke Österreichs zu versorgen. Unter den Freiwilligen, die an dieser Übung mit eigener Ausrüstung teilnahmen, waren neben Bundesheer, Rotem Kreuz und Bezirkshauptmannschaften auch Funker des ORF.
Um den aktuellen Status einer betroffenen Region unter solchen Bedingungen an die koordinierenden Stellen zu übermitteln, waren bei den Bezirkshauptmannschaften und in den Landeswarnzentralen für Katastrophenschutz freiwillige Funker vor Ort. Wie die Notfallübung eindrucksvoll zeigte, lassen sich die Hilfsaktivitäten dadurch nicht nur zentral, sondern auch bezirksübergreifend regional koordinieren.
Genaue Zahlen gibt es zwar erst nach Auswertung der Logdateien - siehe weiter unten -, es lässt sich aber bereits sagen, dass im Ernstfall in jedem politischen Bezirk mehrere Kurzwellenstationen samt den zugehörigen Funkern vor Ort zur Verfügung stehen. Damit ist nicht nur die Nachrichtenweitergabe an die staatlichen Stellen gesichert, sondern es sind auch ausreichende Ressourcen für die Koordination im näheren Umkreis vorhanden.
Mayr arbeitet im Sicherheitsmanagement eines großen österreichischen Energiekonzerns in Linz, bringt sein Wissen aber auch bei Freiwilligen Feuerwehren, beim Roten Kreuz und bei den jährlichen Workshops der Initiative "Plötzlich Blackout" ein.
Dort tauschen mehrmals pro Jahr Professionals aus dem Katastrophenschutz wie Mayr ihre Erfahrungen aus, die Funkamateure sind dort ebenso vertreten, wie ein bunte Vielzahl anderer, die beruflich von einem Blackout direkt betroffen wären. Der Wiener Nikolaus Rosam ist bei den Workshops deshalb zugegen, weil er als Inhaber einer Hausverwaltung für die Sicherheit der Mieter zuständig ist und als Eventmanager über Fähigkeiten verfügt, um das Katastrophenmanagement zu unterstützen.
Auch Barbara Baumgartner, Referentin für Katastrophenschutz der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg ist bei den Blackout-Workshops dabei und bringt dabei ganz aktuelle Erfahrungen mit ein.
Eine böse Überraschung gab es im zweiten zugelassenen Band auf 80 Metern. Seit der letzten Optimierung der Antennen für den Interkontinentalfunk auf den höheren Frequenzen ließen sie sich nicht mehr auf dieses - persönlich selten genutzte - Band abstimmen. Ebenso war ein fix zugesagtes Stromaggregat letztlich nicht verfügbar, weil die Freiwillige Feuerwehr vor Ort aktuell zu einem echten Einsatz ausrücken musste.
Verstimmungen im Vorfeld
Um so viele Freiwillige zu mobilisieren, war im Vorfeld natürlich eine entsprechend offensive Informationspolitik nötig. Das wiederum hatte zu einzelnen, interinstitutionellen Verstimmungen vor
allem in den höheren Entscheidungsebenen geführt, auch das häßliche Wort "Panikmache" war vereinzelt gefallen.
"Da noch nie ein österreichweites Blackout passiert ist, sind verlässliche Parameter nicht wirklich vorgegeben. Man muss vielmehr mit Eventualitäten kalkulieren, das ist für Entscheidungsträger
natürlich schwer zu handhaben", meinte Katastrophenschützerin Barbara Baumgartner abschließend dazu.
Zentrale Auswertung
Um angesichts so vieler schwer einzuschätzender Faktoren bei einem Strom-Blackout zumindest über die möglichen Hilfsressourcen genau Bescheid zu wissen, wurde die Notfunkübung in Form eines
Contests abgehalten. Da bei einem solchen Funkerwettbewerb alle Kontakte aller Stationen mit einer eigens dafür geschrieben Log-Software zentral ausgewertet werden, um die Gewinner zu ermitteln,
bleibt von dieser Übung eine Datenbank mit ausführlichen Informationen für einen tatsächlichen Notfall.
Daraus geht ziemlich klar hervor, welcher aktive Funkamateur an welchem Ort über welche Nahverkehrsausrüstung verfügt, wer auch mobil eingesetzt werden kann und wie gut die Notstromversorgung
dabei funktioniert.
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Plötzlich Blackout! (Samstag, 17 Mai 2014 16:26)
Wir haben ein paar Informationen zu den im Originalartikel angeführten Aussagen erhalten:
Ich sehe – neben der Gefahr durch die Technik selbst (siehe auch das Buch „Blackout“) – als größte Gefahr die „Privatisierung“ der Energie(Strom)versorgung und die damit verbundene (kapitalistische) Profitgier (Stromversorgung darf nichts mit Gewinnoptimierung zu tun haben, hat es aber). Ganz aktuell passt ja die Meldung der Stilllegung der thermischen KW des Verbund (ausgenommen KW Mellach Kohle) und die (wiederholt)in diesem Zusammenhang gemachte Meldung, dass die derzeitigen Strompreise keinen (normalen) vernünftigen KW-Betrieb mehr zulassen. Wenn unsere Vorfahren auch nur durch diese extremen kommerziellen Überlegungen getrieben ihre Kraftwerke gebaut hätten, hätten wir heute wahrscheinlich kein einziges Wasserkraftwerk für die günstige (und auch noch „grüne“) Stromerzeugung! Ohne regulierten Strompreis (der Erzeugung, Übertragung und Verteilung gleichermaßen umfasst) wird’s wohl auf Sicht nicht gehen.
"In jedem unserer Nachbarländer gibt es mindestens eine oder mehr Regelzonen, bei denen Möglichkeiten zur Ab- und Wiederankopplung besteht", sagte Boltz zu ORF.at.
Das stimmt nur insofern, als es vom österreichischen Übertragungsnetz dorthin auch eine Leitungsverbindung gibt – wo nichts ist, hat bekanntlich auch ein Kaiser alle Rechte verloren. Es könnte, Improvisationskunst und vor allem extremes technisches Anlagenwissen vorausgesetzt, in Einzelfällen auch zu „lokalen“, grenzüberschreitenden Inselbildungen kommen, in Zeiten der „Überautomation“ und dem „In Pension Gehen von Know how“ glaube ich nicht mehr sehr daran!
"Rund um die Wasserkraftwerke könnten relativ schnell Inseln gebildet werden, in denen die Stromversorgung funktioniere, so Boltz weiter."
Das gilt nur insofern, wenn die o.a. „Überautomation“ nicht auch dort schon um sich gegriffen hat. Die (guten,) alten Wasserkraftanlagen konnte man mit Anlagenkenntnissen ohne weiteres wirklich von Hand hochfahren, mit der (zum Teil) hochgezüchteten Automatisierung sind diese Möglichkeiten in vielen Fällen nicht mehr gegeben.
"Anders als Gasturbinen benötigen die Speicherkraftwerke an der Donau und anderen Flüssen keine externen Stromquellen für einen sogenannten "Schwarzstart"."
Au, das tut weh!!! An der Donau gibt es z.Z. nur ein einziges (!!!) Speicherkraftwerk, nämlich Partenstein in OÖ, mit der sagenhaften Leistung von rd. 30 MW, ob man damit weit kommen wird? Die o.a. Automatisierung bedeutet oft, dass die doch relativ aufwendige Verkabelungen und Verdrahtungen für händisches Anfahren einfach „eingespart“ wird. Die Zeit für das Wiederhochfahren hängt extrem vom Anlagenwissen und vom praktischen Können der Bedienungsmannschaft ab (Stichwort: Know how-Pension), ob sie es auf Grund der (hoffentlich stimmenden) vorliegenden Anlagendokumentation überhaupt noch schafft, mit „wilden“ Provisorien unter Umgehung der Automatiken (moderne Leittechnik!) die einzelnen Anlagenteile entsprechend anzusteuern.