Extreme Belastungsprobe für deutsches Stromnetz

Die erwartete Hitzewelle am Pfingstwochenende wird Deutschland zeitweise einen heftigen Überschuss an Ökostrom bescheren. Stromnetzbetreiber sprechen von einer "besonderen Herausforderung".
Das Stromnetz in Deutschland steht am Pfingstwochenende vor einer besonderen Belastungsprobe: Wegen der Feiertage dürfte der Verbrauch an Elektrizität auf den niedrigsten Wert des Jahres fallen. Zugleich drücken wegen des strahlenden Sonnenscheins die Solaranlagen fast ihre ganze Leistung ins Netz.
 
Quelle: www.welt.de

 

Der Netzbetreiber Amprion will sein Personal in der Netzzentrale in Köln-Brauweiler aufstocken und bereitet sich auf zusätzliche Eingriffe in den Börsenhandel vor, um die geringe Stromnachfrage mit dem außergewöhnlich hohen Solarstrom-Angebot in Einklang zu bringen. Allgemein gelte eine "erhöhte Bereitschaft", hieß es bei Amprion.
 
Die vier deutschen Netzbetreiber, zu denen auch 50 Hertz im Osten sowie TransnetBW im Südwesten gehören, haben sich für solche Wetterlagen mit der Bundesnetzagentur auf ein "Sonderbetriebskonzept" geeinigt: Sie dürfen bei einem Zuviel an Ökostrom an der Strombörse sogenannte negative Energie einkaufen.
 
Stromhandelsexperte Tobias Federico vom Berliner Beratungsunternehmen Energy Brainpool glaubt eher nicht, dass der hohe Ökostrom-Anteil von möglicherweise über 80 Prozent am Pfingstmontag zu negativen Strompreisen am Großhandelsmarkt führen wird.
 
Selbst bei voller Solar- und Windeinspeisung ist eine Ökostrom-Quote von 100 Prozent nur bilanziell zu verstehen. In der Realität brauchen Netzbetreiber zumindest einige große Kraftwerke als sogenannte rotierende Massen, um die Frequenz im Stromnetz stabil bei 50 Hertz halten zu können.
 
"Sollten die Redispatch-Kapazitäten zur Absicherung eines sicheren Systembetriebes nicht ausreichend zur Verfügung stehen, sind Maßnahmen (...) insbesondere zur PV-Reduzierung nicht auszuschließen", heißt es in der Planung von 50 Hertz. Das bedeutet: Photovoltaik-Anlagen (PV) können dann zwangsweise abgeschaltet werden, damit die Stabilität des Stromnetzes nicht gefährdet wird. 

Kommentar 09.06.14

Wie bereits gestern durch die Preise an der Strombörse ablesbar war, dürfte das Pfingstwochenende sehr glimpflich verlaufen sein. Auch die Spanne zwischen Produktion und Verbrauch scheint ausreichend groß genug gewesen zu sein, wie folgende Grafik zeigt (vgl. zum 11. Mai 2014)

Stromsituation Deutschland 05.05-09.06.14; Quelle: www.agora-energiewende.de
Stromsituation Deutschland 05.05-09.06.14; Quelle: www.agora-energiewende.de

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Kommentare: 1
  • #1

    Plötzlich Blackout! (Samstag, 07 Juni 2014 22:42)

    Einmal mehr der Hinweis - wir sprechen hier von einem gesamteuropäischen Stromversorgungssystem. Der Strompreis für Pfingstsonntag drückt die angespannte Lage noch nicht aus. Wir werden morgen sehen, wie es für Pfingstmontag aussieht.