Kein Plan B im Fall des Stromausfalls

Quelle: www.energynewsmagazine.at

 

Im Bereich der Stromversorgung fehlt ein Plan B im Falle eines europaweiten Ausfalls. Das sagte Harald Felgenhauer, Direktor des auf Krisenbewältigung spezialisierten Systemic Foresight Institute, am Donnerstag in Wien in einem Hintergrundgespräch vor der Konferenz "Plötzlich Blackout!" Diese will als zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss Beiträge liefern, die den Plan B dem Bürger näherbringt.

"Staatliches Krisenmanagement reicht nicht aus, denn hier muss die technische Kommunikation funktionieren", so Herbert Saurugg, der Initiator von 'Plötzlich Blackout"'. Daher müsse die Problembewältigung durch die Gesellschaft mitgetragen werden und ein erster Schritt dazu sei, die Möglichkeit eines solchen großflächigen Stromausfalls zu akzeptieren. "Die Probleme im System steigen", ist sich Saurugg sicher. Fünfzig Prozent der Bevölkerung sollten im Idealfall wissen, was bei einem Blackout zu tun ist bzw. was vorher - Stichwort: Vorräte - bereits präventiv hätte getan werden müssen.

Ein erster Workshop zur Thematik wurde im November 2013 im Innenministerium ausgerichtet mit dem Ziel einer nationalen Vernetzung der Akteure. Inzwischen zählt man bereits über 100 Teilnehmer, darunter Ministerien und Energieanbieter. Bei der heutigen Konferenz - diesmal mit internationaler Beteiligung - sollen bis zum späten Nachmittag die bisherigen Arbeiten vorgestellt und die neuen Module "Plötzlich Offline?" und "Plötzlich Cut off" präsentiert werden. Bei diesen geht es um die Abhängigkeit vom Internet bzw. die Situation einer unterbrochenen Öl-, Gas-, Wasser- oder Nahrungsmittelversorgung.

Ein Strom-Blackout würde laut Expertenschätzungen mindestens sechs Tage dauern, sagte Bernd Benser von GridLab, einem Europäischen Forschungs- und Trainingszentrum für die Sicherheit der Elektrizitätsnetze mit Sitz in Deutschland. Krankenhäuser hätten eine Notversorgung, die im Schnitt aber nur rund 48 Stunden reicht, was etwa im Falle von Intensivpatienten, die von technischen Geräten abhängig sind, fatale Folgen hätte. Von der finanziellen Seite nannte Benser Kosten von 432 Millionen Euro, die im Beispiel von Deutschland pro Stunde ohne Strom anfallen würden.

Es geht aber um das gesamteuropäische Netz "mit einer Vermaschung von Portugal bis kurz vor Moskau" - und die Stromversorgung sei die kritischste aller Infrastrukturen. "Netzbetreiber sagen, dass ihre Netze sicher sind - das ist ihre Aufgabe. Aber die Sicherheit ist trügerisch", sagte Benser. Konzepte für den Notfall wären besonders für Großstädte eine Notwendigkeit, der Zivilschutz aber mangelhaft. Was Teilnetz- und Gesamtnetzausfälle betrifft, sei durch die Erneuerbaren die Situation nicht besser geworden, da diese Energielieferanten weniger steuerbar seien. Nicht zuletzt wurde das Stromnetz für wenige, große Einspeiser errichtet, die durch die Energiewende als "Stabilitätsfaktor" wegfallen würden.

Für einen Blackout "gibt es einen bunten Strauß an Auslösern", so Benser, angefangen von Cyberattacken bis Terror. Die potenzielle Blackout-Gefahr ist jedenfalls real. So wertete das Schweizer Bundesamt für Bevölkerungsschutz diese bei einer nationalen Gefährdungsanalyse als wahrscheinlichstes Katastrophen-Szenario. Im November wird drei Wochen lang eine Sicherheitsübung durchgeführt, bei dem zusätzlich noch eine Pandemie als Zusatzbedrohung ins Spiel kommt, kündigte Alexandra Frei-Schlagbauer vom Schweizer Verteidigungsministerium an.

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