Negative Strompreise werden häufiger

Quelle: www.agora-energiewende.de

 

An der deutsch-französischen Strombörse EPEX kam es zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 an 97 Stunden zu negativen Strompreisen. Im Jahr 2022 werden voraussichtlich an rund 1.000 Stunden im Jahr negative Strompreisen zu verzeichnen sein.

Die Ursache für die negativen Strompreise liegt vor allem in der Inflexibilität der Braunkohle- und Kernkraftwerke sowie des wärmeorientierten Betriebs von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen.

 

Dass konventionelle Kraftwerke mit einer Leistung von 20 bis 25 Gigawatt bei sehr niedrigen oder sogar negativen Strompreisen nicht vom Netz genommen werden – obwohl die Anlagen in diesen Zeiten Verluste erwirtschaften – hat im Wesentlichen drei Ursachen, wie die Studie zeigt.

  • Braunkohle- und Kernkraftwerke lassen sich bei einem hohen Angebot von Strom aus Windkraft und Photovoltaik nicht für wenige Stunden ausschalten. Das An- und Abfahren wäre für die Kraftwerksbetreiber teurer als die Inkaufnahme von negativen Strompreisen, bei denen die Kraftwerksbetreiber dann für die Abnahme des Stroms zahlen.
  • Kraftwerke, die neben Strom auch Wärme für Industrie und Haushalte liefern (KWK-Anlagen), können bislang auch bei einem Überangebot von Strom nicht vom Netz genommen werden, weil damit die Wärmelieferungen gefährdet würden.
  • Für die Zuverlässigkeit des Stromsystems wichtige Systemdienstleistungen – etwa Regelenergie – fallen derzeit in konventionellen Kraftwerken quasi als Nebenprodukte der Stromerzeugung an. Etliche Kraftwerke laufen daher aus Gründen der Systemstabilität selbst dann, wenn der von ihnen erzeugte Strom vom Markt gar nicht gebraucht wird.

Kommentar

Durchaus interessante Schlüsse, die aus der Studie gezogen werden. Leider werden diese nur bedingt umsetzbar sein. Das bisherige Stromversorgungssystem wurde für einfach berechen- und steuerbare Großkraftwerke errichtet - eine Flexibilisierung von technischem Großgerät ist nur eingeschränkt möglich. Ganz im Gegenteil, die hohe "Flexibilität/Volatilität" der erneuerbaren Energiequellen schaffen immer wieder kritische Momente, wie etwa am 13. Februar 2014. Zum anderen sind die angesprochenen 20-25 GW als rotierende Massen für die Systemstabilität wohl unverzichtbar.

 

Wie schon öfters ausgeführt, stellen Negativpreise nicht nur eine hohe finanzielle Belastung für die Kunden dar, sondern führen auch zu einer deutlichen Mehrbelastung der Infrastruktur, womit die Gefahr von (Groß-)Störungen steigt.

 

Die Energiewende kann so nicht funktionieren. Diese kann sich nicht am Markt orientieren, sondern muss zeigen, dass sie zu einer dezentralen stabilen Versorgung fähig ist. Dazu gehört mehr als nur die Produktion. Derzeit sind wir am besten Weg, die schumpeterische "Schöpferische Zerstörung" anzuwenden.

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