Auswertung Redispatching & Intradaystopps 

Quelle: 380 kV-SALZBURGLEITUNG - Evaluierung des öffentlichen Interesses aus Sicht des Landes Salzburg, Umweltbundesamt und eigene Auswertungen

 

Beim sogenannten Redispatching werden zur Entlastung von Übertragungsleistungen zusätzliche Kraftwerkskapazitäten in Regionen hohen Stromverbrauches in Betrieb genommen, um den Bedarf lokal zu decken; bei gleichzeitiger Reduktion der Einspeisung an Orten mit hoher lokaler Erzeugung. Damit werden allerdings Kraftwerkskapazitäten abgerufen, die aufgrund der eigentlichen Marktsituation nicht in Betrieb gewesen wären. Dadurch fallen insgesamt höhere Stromerzeugungskosten an, als notwendig gewesen wären, da der Kraftwerksbetrieb sowie der Produktionsentgang entsprechend entschädigt werden müssen. Dies hat auch ökologische Auswirkungen, da es sich dabei im Allgemeinen um fossile Kraftwerke handelt und mit deren Betrieb Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen verbunden sind.

Intraday-Handel aussetzen

Um den Redispatching-Maßnahmen nicht entgegenzuwirken besteht im Rahmen des Engpassmanagements die Möglichkeit den Intraday-Handel auszusetzen. Dieser stellt daher einen Parameter für die Eingriffe in den Netzbetrieb dar. In der Abbildung ist die Dauer der Handelsstopps für die Quartale der Jahre 2011 bis 2013 dargestellt. Daraus ist klar ersichtlich, dass die Maßnahmen, die notwendig sind, um eine stabile Elektrizitätsversorgung zu gewährleisten, signifikant zunehmen. 

Intradaystopp-Dauer an den österreichischen Grenzen in Stunden (Daten: UBA/APG)
Intradaystopp-Dauer an den österreichischen Grenzen in Stunden (Daten: UBA/APG)

Anmerkung: Daten Q1 2011 - Q3 2013 aus der Grafik der Studie des Umweltbundesamts. Fortsetzung der Statistik anhand der Daten "Grenzüberschreitende Kapazitätsänderungen" von der Homepage der Austrian Power Grid (APG). Q4 2014 - Daten bis 31.10.14 - wird fortgsetzt.

Anzahl der erforderlichen Eingriffe pro Monat ab Oktober 2013
Anzahl der erforderlichen Eingriffe pro Monat ab Oktober 2013

Nachteile dieser Maßnahmen

Redispatching von Kraftwerkskapazitäten sowie das Aussetzen des IntradayHandels stellen einen signifikanten Eingriff in das marktwirtschaftliche System dar. Dadurch kann sich der Strompreis nicht gemäß Merit-Order einstellen und es erfolgt ein teurer Betrieb außerhalb des ökonomischen (und ökologischen) Optimums. Die daraus resultierenden Kosten des Netzbetriebes sind in Form höherer Strompreise durch die Verbraucher zu tragen. Neben zusätzlichen Kosten kann damit die aus erneuerbaren Energieträgern bereitgestellte Energie nicht optimal genutzt werden und es kommt zu zusätzlichen Emissionen aus fossilen Kraftwerken.

Redispatchingmaßnahmen in Deutschland

Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber bieten seit April 2013 ihre Daten zu den erfolgten Redispatching-Maßnahmen in Deutschland über die Seite www.netztransparenz.de an.

 

Um ein besseres Gefühl für die Entwicklungen zu erhalten, erfolgt hier eine Datenauswertung und ein Vergleich.

Anzahl der Eingriffe

  2013 2014
1

-

319
2 - 388
3 - 332
4 241 374
5 542 200
6 314 214
7 340 179
8 145 185
9 70 148
10 301 242
11 303 -
12 425 -

Gesamte Arbeit (GWh)

  2013 2014
1 - 445
2 -- 436
3 - 457
4 113 433
5 520 246
6 295 216
7 350 231
8 48 150
9 49 99
10 396 173
11 426 -
12 762 -

Anzahl der Eingriffe mit über 5 GWh

  2013 2014
1 - 19
2 - 17
3 - 24
4 4 18
5 15 9
6 6 3
7 11 8
8 0 2
9 1 2
10 15 2
11 16 -
12 37 -

Anzahl der Eingriffe mit über 1 GWh

  2013 2014
1 - 114
2 - 110
3 - 95
4 26 124
5 146 65
6 84 75
7 100 69
8 13 44
9 15 28
10 103 45
11 110 -
12 163 -

Anzahl der Eingriffe mit über 1 GW Leistung

1 - 35
2 - 27
3 - 32
4 2 25
5 11 3
6 14 4
7 15 8
8 0 3
9 0 2
10 35 6
11 32 -
12 54 -

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Kommentare: 2
  • #1

    Plötzlich Blackout! (Sonntag, 10 August 2014 22:53)

    Redispatching-Maßnahmen sind grundsätzlich ein Instrument der Netzsteuerung und daher per se nicht negativ. Man könnte aber auch folgende Analogie heranziehen. Bis vor wenigen Jahren waren wir auf einer leeren geraden und breiten Autobahn, entspannt mit Tempomat, unterwegs. Vor wenigen Jahren sind wir abgefahren und nun fahren wir auf eine Bergstraße zu, die steiler, kurviger und enger wird. Gleichzeitig steigt der Verkehr bzw. ist er sehr wechselhaft. Das fordert natürlich unser Fahrkönnen heraus. Grundsätzlich kein Problem, aber wenn etwas unerwartetes eintritt, kann es eng werden - das war auf der Autobahn so und gilt jetzt noch viel mehr. Es muss nichts passieren, und wird in den meisten Fällen auch nicht, aber die Herausforderungen werden sportlicher.

  • #2

    Plötzlich Blackout! (Sonntag, 10 August 2014 23:05)

    Wie hier abzuleiten ist, gab es im ersten Halbjahr 2014 wider vorangegangener Analysen (inkl. dem Hinweis im Newsletter Juni 2014) keine signifikante Verschlechterung zum Vergleichszeitraum 2013. Dieser Fehler hat sich leider durch eine unzureichende Datenkontrolle eingeschlichen. Die fehlenden Daten 01-03/2013 wurden in der Halbjahresabfrage nicht durch eine Fehlermeldung deklariert. Erst durch eine monatsweise Abfrage ist diese Lücke aufgefallen. Wir ersuchen um Entschuldigung.