Verbund-CEO Anzengruber: "Es ist nicht unsere Aufgabe, die Versorgungssicherheit in Österreich zu garantieren"

Quelle: http://wirtschaftsblatt.at 

 

Die Branche durchlebt eine Welle der Veränderung, es geht aber nicht bloß um ein Konjunkturtief. Der Markt wird nie wieder so werden wie zwischen 2006 und 2008, als die Strompreise hoch waren.

 

Unser Geschäft ist langfristig, Versäumnisse von heute werden sehr lange Auswirkungen haben. Regierungen agieren kurzfristig.

 

Der Verbund ist zu 51 Prozent in Staatsbesitz, der Finanzminister erwartet sich hohe Dividenden.

Wir fordern für Investitionen in Zukunft zusätzliche Renditen und machen nur die besten Projekte.

 

In Österreich wird der Verbund Gas- und Kohlekraftwerke schließen. Kritiker sehen die Versorgungssicherheit gefährdet. Sie selbst weisen laufend auf die steigende Gefahr von Blackouts hin. Wie passt das zusammen?

 

Es ist nicht unsere Aufgabe, die Versorgungssicherheit in ganz Österreich zu garantieren. Der Verbund wird betriebswirtschaftlich geführt und ist keine Non-Profit-Organisation. Es gibt Behörden, die für Versorgungssicherheit zuständig sind. Von denen wurde uns schriftlich versichert, dass es keine Probleme geben wird (siehe E-Control: "Österreich droht kein Blackout").

 

Effizienz ist nie zu Ende, sie wird immer nur unterschiedlich betont.

Kommentar

Leider ein weiteres negatives Puzzelstück, das unsere Einschätzungen bestätigt. Die Energiewende bedeutet eine massive Machtverschiebung und erfordert eine weitreichende Systemänderung, wo es bisher nur einzelne Ansätze gibt. Isolierte Betrachtungen steigern das systemische Risiko und die Wahrscheinlichkeit von strategischen Schocks in Form von Blackouts.

Die langfristigen Auswirkungen lassen sich dabei nicht per Reset-Knopf beheben. Daher ist durchaus mit einer längeren Phase der Instabilität zu rechnen, vor allem, je länger wir weiter in die Sackgasse vordringen.

Die Stromversorgung ist kein Spekulationsobjekt sondern die Basis unseres Gemeinwohls. Dazu gehören auch betriebswirtschaftlich weniger sinnvolle Maßnahmen, die sich jedoch volkswirtschaftlich rechnen. Etwa, indem für die Übergangsphase zusätzliche Reserven oder erweiterte Schwarzstartfähigkeiten vorgehalten werden. Jetzt im

Schnellschussverfahren alles gerade nicht betriebswirtschaftlich Sinnvolle über Bord zu werfen, könnte sich für uns alle  noch bitter rächen. Dies erfordert jedoch, dass dieses (überlebens-)wichtige Thema nicht einzelnen Akteuren überlassen wird, sondern dass möglichst viele Menschen eine entsprechende Risikokompetenz bzw. Risikomündigkeit erlangen.

 

Ortwin Renn, Das Risikoparadox, zur Effizienzfalle:

"Mit zunehmender Effizienzausrichtung steigt die Verwundbarkeit unserer Institutionen und Infrastrukturen, weil große zentrale Einrichtungen mit entsprechend hoher Vernetzungsdichte in der Regel kostengünstigere Leistungen anbieten können als viele dezentrale, autonome Einheiten. Diese Entwicklung erhöht unsere Verwundbarkeit, so dass im Krisenfall eine Kette von nicht vorhersehbaren Schäden zu erwarten ist. Die Finanzkrise ist dafür ein passendes Beispiel."

 

Hier wird ein gefährliches Spiel auf unser aller Kosten gespielt. Wobei es hier nicht um die Schuldfrage geht. Viele kleine Einzelheiten führen jedoch zu einem immer dünneren Eis, auf dem wir uns bewegen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Plötzlich Blackout! (Dienstag, 12 August 2014 18:47)

    Moody’s senkt Ausblick für Verbund
    Die Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick für den heimischen Energiekonzern Verbund von „stabil“ auf „negativ“ zurückgenommen. Das Rating wurde gleichzeitig mit „Baa1“ bestätigt.
    http://orf.at/stories/2241543/