Intelligenztest für Stromnetze und Politik

Quelle: www.golem.de

 

Wie viel IT braucht die Energiewende? Für die Entwicklung eines intelligenten Stromnetzes fehlt es weiterhin an technischen Standards. Unstrittig ist dabei, dass der Ausstieg aus der Kohle- und Atomenergie und der Umstieg auf die erneuerbaren Energien nur mit dem Einsatz von moderner Informationstechnik ermöglicht werden kann. Doch welche IT-Systeme sind dafür erforderlich? Und wer wird dazu verpflichtet, sie einzusetzen? Noch in diesem Jahr sollen die Weichen für den Ausbau "intelligenter Stromnetze" gestellt werden. Möglicherweise wird deren Intelligenzquotient doch nicht so hoch, wie es technisch möglich wäre.

Aus einer aktuellen Studie der Deutschen Energieagentur (Dena) geht hervor, dass mit Hilfe der Informationstechnik ein zentrales Problem der Energiewende gelöst werden könnte, ohne sämtliche Haushalte mit den teuren Messsystemen zu beglücken.

Zum anderen existieren bislang keinerlei Standards, die eine Kombination von Smart Metern mit Smart-Grid-fähigen Geräten regeln könnten. 

Bislang gibt es noch keine Möglichkeit, diese Geräte mit einem intelligenten Strommesssystem zu verbinden. Miele bietet daher eine Lösung an, die die Geräte zumindest mit einer hauseigenen Solaranlage koppeln kann. Je nach Wetterprognose entscheidet der sogenannte Sunny Home Manager dann, welche programmierten Geräte im Laufe des Tages mit Sonnenenergie eingeschaltet werden.

"Die Wirkung eines aktiven Einspeisemanagements dezentraler Erzeuger auf den Investitionsbedarf für Netzumbau und Netzausbau ist wesentlich stärker als die diesbezügliche Wirkung der Lastverschiebung im Bereich privater und gewerblicher Verbraucher." Mit anderen Worten: Bevor die Netzbetreiber einzelne Haushaltsgeräte bei den Verbrauchern zuschalten, regeln sie lieber den überflüssigen Strom beim Erzeuger ab.

Die Initiative räumt allerdings ein, dass die Verbindung von Smart Grid und Smart Home auch Sicherheitsprobleme mit sich bringt. Hacker könnten die Schnittstellen als Einfallstor in das intelligente Stromnetz nutzen. Zudem beschäftigt sich die EEBus-Initiative mit der Frage, welche Sicherheitskonzepte für eine Verbindung zwischen Smart Grid und Smart Home erforderlich sind.

Eines scheinen bisherige Studien und Feldversuche wohl zu zeigen: Die Energiewende braucht intelligente IT-Systeme. Aber sie müssen auch intelligent eingesetzt werden.

Kommentar

Ein guter Artikel, der mit dem Smart Hype etwas aufräumt. Zu viele Dinge sind ungelöst. Eine zentrale Vernetzung erhöht die Komplexität und Verwundbarkeit des Gesamtsystems ohne wirklich die anstehenden Probleme zu lösen. Und wie so oft wird nur auf die technischen Aspekte fokussiert und der wesentliche "Faktor Mensch" außer Acht gelassen.

 

Der Lösungsweg wird dezentral zu finden sein. Wie die Waschmaschine von Miele schon zeigt. Wenn die "Steuerung" beim Endkunden liegt - und er seinen Stromverbrauch selbst optimieren kann, wird er auch sein Verhalten anpassen. Wenn das anonym irgendwo zentral erfolgt, besteht kaum Interesse und ein variabler Preis ist bei den derzeitigen Preisspannen wohl kein Anreiz. 

 

Und ein derart großer Systemumbau ist nur dezentral erfolgsversprechend, wo auch einmal etwas schief gehen darf, ohne dass das Gesamtsystem damit gefährdet wird. Damit muss auch nicht alles den gleichen Standard aufweisen, was wiederum die Robustheit erhöht (Diversität). Einfachheit ist dabei ein wichtiger Aspekt. Die Erkenntnisse aus der Automatisation und Kybernetik spielen eine zentrale Rolle - nicht IT - oder wollen wir die ganzen IT-Probleme ins Stromnetz übertragen?

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