Niemand beeilte sich, zu helfen

Quelle: http://orf.at


Zu lange gewartet, zu wenig finanzielle Hilfe, personelle Fehler: Dass sich die Ebola-Epidemie so stark ausbreiten konnte, ist auch auf Pannen und Fehleinschätzungen vieler Regierungen und Organisationen zurückzuführen. Viele dieser Fehltritte sind in einem internen Dokument der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgelistet, das der Nachrichtenagentur AP zugespielt wurde.

Im April hätte demzufolge die Organisation Ärzte ohne Grenzen gewarnt, dass der Ausbruch der Krankheit außer Kontrolle sei. Dem hätte der WHO-Sprecher widersprochen.


Bei einem öffentlichen Begräbnis eines Heilers in Sierra Leone im Mai steckten sich Hunderte weitere Menschen an.


„Wir dachten, wir tun, was wir gewöhnlich tun, um den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen. Aber das war hier nicht der Fall“, analysiert Irwin Redlener, Direktor des National Center for Disaster Preparedness an der Columbia University in den USA.


„Wir alle haben Ebola unterschätzt. Heute wissen wir, dass wir mit jedem Tag, der ohne konsequentes Handeln vergeht, Gefahr laufen, den Kampf gegen Ebola zu verlieren“

Kreuzfahrtschiff irrt durch Karibik

An Bord des Schiffes befindet sich eine Mitarbeiterin jenes Krankenhauses in Texas, das den mittlerweile verstorbenen Ebola-Patienten behandelte. Die Frau zeigt jedoch keine Symptome. Zwei Krankenschwestern aus der texanischen Klinik hatten sich mit dem gefährlichen Virus infiziert.

Wirtschaftliche Folgen

Die Weltbank hatte zuletzt geschätzt, dass die Epidemie die afrikanische Wirtschaft mehr als 30 Milliarden Dollar (knapp 25 Mrd. Euro) kosten könnte.

Infektion nur durch direkten Kontakt

Zuerst eine Pflegerin in Spanien, nun eine Krankenschwester in Texas: Dass sich nun bereits zum zweiten Mal Fachpersonal in einer medizinischen Einrichtung mit strengen Hygienevorschriften angesteckt hat, verleiht der Frage, was falsch gelaufen ist, unangenehme Dringlichkeit.


Hinsichtlich der Ansteckungswege zeigt sich etwa der Virologe Franz X. Heinz von der MedUni Wien nach wie vor überzeugt: "Nach derzeitigem Stand der Forschung muss man mit Körperflüssigkeiten erkrankter Personen direkt in Kontakt kommen." Eine besonders hohe Virenbelastung weisen Fäkalien, Erbrochenes und Blut auf. Außerdem wurde der Virus in Muttermilch, Sperma sowie in Speichel und Tränen gefunden. Die Infektion erfolgt dann, wenn ein Mensch mit diesen Flüssigkeiten in Kontakt kommt und die Viren über die Schleimhäute etwa in Mund und Augen in den Körper eindringen. "Bei Ebola-Viren gibt es keine Tröpfcheninfektionen wie bei Influenza beispielsweise durch Niesen oder Husten". Fachleute vermuten, dass die Ansteckung im Fall der US-amerikanischen Krankenschwester über die Augen bzw. das Gesicht passiert ist.


Es ist die Aggressivität dieses Virus, die Angst macht. Dennoch betonen Virologen immer wieder, dass eine Ausbreitung der Epidemie in die industrialisierte Welt ausgeschlossen sei. Denn hierzulande sei ebenso wie in den USA das Gesundheitssystem auf einem ganz anderen Niveau als in den am meisten betroffenen Staaten Afrikas.

Weiterführende Informationen und Analysen

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Kommentare: 3
  • #1

    Herbert Saurugg (Sonntag, 19 Oktober 2014 10:14)

    Damit werden auch von anderer Seite unsere ersten Einschätzungen bestätigt! Wie Nassim Taleb auch analysiert (siehe Kommentare Analyse "Lehren für das Thema Blackout"), steigt mit der Nichteindämmung (Handeln!) die Gefahr, dass das Szenario völlig entgleitet. Vielleicht weniger in der Ausbreitung, aber durch die erwartbaren Sekundärschäden, wie etwa beim Kreuzfahrtschiff aber besonders bei den wirtschaftlichen Folgen. Unsere hoch vernetzte Welt ist auf solche strategische Schockereignisse nicht vorbereitet! Daher hier nochmals ein Querverweis auf das Thema "Blackout":

    Während sich bei Ebola die negativen Entwicklungen über Wochen und Monate ziehen, muss man bei einem Blackout und den Folgen von Stunden und Tage ausgehen. Darüber hinaus sprechen wir hier von völlig unterschiedlichen Ausgangsszenarien. Der Ebola-Ausbruch begann mit Einzelereignissen, ein Blackout betrifft sofort die gesamte Gesellschaft. Das heißt, der Handlungsspielraum ist wesentlich kleiner. Daher entscheidet sich in den ersten Stunden das weitere Ausmaß der Katastrophe (Stichwort: 'Golden Hour'). Und daher ist es umso wichtiger, dass sich viele Menschen bereits vorher mit diesem Thema auseinandergesetzt haben.

  • #2

    Nassim Taleb (Sonntag, 19 Oktober 2014 10:15)

    "If you have to overreact about something, this is the place to overreact," he said.

    If Ebola doesn't get contained at the source now, he says, there is a risk that people start perceiving it as out of control, and that could have major economic consequences in the US — shutdown airports, people too afraid to go out of their house to buy anything, and so forth.

    Read more: http://www.businessinsider.com/nassim-taleb-heres-what-people-dont-understand-about-ebola-2014-10#ixzz3GZon6NzW

  • #3

    Herbert Saurugg (Montag, 20 Oktober 2014 10:07)

    Gesundheitsministerium startet Plakatkampagne über Ebola

    Mit mehrsprachigen Plakaten werden ab heute auf den heimischen Flughäfen und Bahnhöfen Reisende über Ebola und das Middle Eastern Respiratory Syndrome (MERS) informiert.

    http://orf.at/stories/2250294/

    Warum muss immer erst etwas passieren, damit etwas passiert bzw. jemand darauf reagiert?